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AutorenbildAmelie Marie Weber

Traumberuf Journalismus - Tipps für die Bewerbung zum Volontariat

Aktualisiert: 25. Juni 2020

Hallo liebe Nachwuchsjournalistin, Hallo lieber Nachwuchsjournalist!

Wie schön, dass du auf diese Seite gefunden hast. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich als Studentin verzweifelt das Netz nach Tipps für Bewerbungen und Aufnahmetests an Journalistenschulen und Redaktionen durchsuchte. Gar nicht so leicht, stimmt’s? Damals habe ich mir vorgenommen, eines Tages meine eigenen Erfahrungen zu teilen und ausführliche Texte mit Tipps und Tricks rund um das Aufnahmeverfahren zur journalistischen Ausbildung zu verfassen. Hier ist er also, der nächste Artikel zum Thema und ich hoffe sehr, dir weiterhelfen und etwas Aufregung nehmen zu können. In meinem letzten Blogbeitrag habe ich von den verschiedenen Arten des Volontariats und dem „richtigen Weg“ in den Journalismus berichtet. Sobald du für dich entschieden hast, welchen Weg du gehen möchtest, musst du dich natürlich auf deine Wunsch-Stelle bewerben. Und genau darum geht es in diesem Text.

Vorab: Es ist machbar! Denn auch ich habe es geschafft und wurde 2018 Volontärin beim FOCUS Magazin und der dazugehörigen Burda Journalistenschule. Doch das war längst nicht das einzige Aufnahmeverfahren, das ich durchlaufen habe. Ich habe mich damals bei zahlreichen Verlagen, Redaktionen und Medienunternehmen beworben. Unter anderem bei der dpa, der RTL Mediengruppe, verschiedenen öffentlich-rechtlichen Sendern und der Deutschen Journalistenschule. Letztendlich hatte ich sogar mehrere Zusagen und konnte mich entscheiden, wo ich mein Volo machen möchte. Ein riesen Luxus!


Bewerbung für das Volo - Meine Tipps

Und damit wären wir auch schon beim ersten Tipp, den ich für dich habe: Bewirb dich bei mehreren Firmen. Die Aufnahmeverfahren sind nicht leicht und oft gehört einfach auch Glück dazu. Mir persönlich hat es geholfen, mehr als nur einen Plan zu haben. Wenn ein Test schlecht läuft: Was soll’s? Du hast ja noch mehr Möglichkeiten! Mit dieser Einstellung kann man die nervenaufreibenden Verfahren etwas entspannter angehen, finde ich.

Amelie Marie Weber bei ihrem FOCUS-Volontariat
Amelie Marie Weber bei ihrem FOCUS-Volontariat

Allerdings ist jede einzelne Bewerbung auch eine zusätzliche Herausforderung, denn jedes Unternehmen erwartet etwas anderes. Die einen wollen einen ausformulierten Lebenslauf, die anderen einen tabellarischen. Die einen wollen eine Reportage, die anderen ein Vorstellungsvideo. Bei den einen soll das Video 01:30 Minuten dauern, bei den anderen nur eine Minute und so weiter. Informiere dich genau, was von dir erwartet wird und plane genug Zeit ein, die geforderten Dinge vorzubereiten. Apropos Zeit: Oft muss man sich schon ein Jahr vor Ausbildungsbeginn bewerben und manche Betriebe nehmen nur alle zwei Jahre Volontäre, auch hier solltest du dich also möglichst früh und möglichst genau informieren.

Ich kann in diesem Text nicht jedes einzelne Bewerbungsverfahren beschreiben. Das würde hier alles sprengen. Deshalb habe ich mich entschieden, die Parts zu beschreiben, die bei den meisten Verfahren vorkommen. Lasst uns beginnen:

Volontariat - Lebenslauf und Anschreiben

„Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit bewerbe ich mich…“ – HALT! STOP! Du möchtest Journalist werden, also sei ruhig ein wenig kreativer. Schon im Anschreiben und deinem Lebenslauf kannst du zeigen, dass du kreativ bist und das Schreiben beherrschst. Doch übertreibe auch nicht. Eine meiner Mitbewerberinnen an der DJS hatte wohl so einen verrückten, seltsamen Lebenslauf geschrieben, dass die Jury am Ende keine Ahnung mehr hatte, wer überhaupt vor ihr sitzt. Das kam nicht soo gut an, wie du dir sicherlich vorstellen kannst. Auch über das Design deiner Unterlagen kannst du dir Gedanken machen. Es gibt im Netz großartige Lebenslauf-Vorlagen, die gleich viel professioneller wirken als ein einfaches Word-Dokument. In unserer kreativen Branche solltest du solche vermeintlichen Kleinigkeiten nicht unterschätzen. Ich wurde in den Gesprächen jedenfalls mehrmals lobend auf das Design meiner Unterlagen angesprochen. Macht nicht viel mehr Arbeit, aber dafür großen Eindruck!


Neben dem Lebenslauf und dem Anschreiben möchten die Redaktionen und Schulen natürlich auch sehen, was du journalistisch drauf hast. Viele wollen deshalb Arbeitsproben sehen: Welche Artikel wurden bisher von dir veröffentlicht? Was war schon von dir zu hören und zu sehen? Je mehr du vorzuweisen hast, desto besser ist es natürlich. Aber selbst wenn du bisher "nur" für die Schülerzeitung oder für deinen eigenen Blog geschrieben hast: Füge deine besten Texte der Bewerbung hinzu. Und wenn du beispielsweise schon im Radio zu hören warst, sende Audioproben mit. Ich habe mir damals bei SoundCloud ein Profil angelegt, um Interessierten unkompliziert Hörproben zur Verfügung stellen zu können. Auch meinen damaligen Blog habe ich bei Bewerbungen natürlich erwähnt, denn hier konnte sich jeder ein ausführliches Bild meiner Arbeit machen. Aber solche Dinge sind natürlich keine Voraussetzung, sondern lediglich eine Möglichkeit zur besseren Sichtbarkeit.

Volo werden - Das Bewerbungs-Video

Vor allem Schulen und Redaktionen im TV-Bereich legen häufig Wert auf ein kurzes Vorstellungsvideo. Ich glaube, dass sich hier wirklich jeder selbst überlegen sollte, auf welche Art und Weise er sich vorstellen möchte. Ich habe damals zum Beispiel an verschiedenen Stationen meines Lebens kurze Videos gedreht: An dem Gymnasium, in dem ich mein Abi gemacht habe, an der Uni, an der ich studiert habe und natürlich in den Redaktionen, in denen ich gearbeitet habe. Es ist nicht leicht, sich in einer Minute vorzustellen, aber es ist auf jeden Fall möglich. Niemand erwartet überragende Schnittfähigkeiten oder eine extrem hohe Kameraqualität. Wenn du darüber verfügst: Umso besser. Aber das ist sicherlich nicht das, wonach die Jury dich auswählt. Vielmehr geht es darum, etwas von der eigenen Persönlichkeit und den eigenen Fähigkeiten zu präsentieren und dabei Kreativität zu beweisen.

Doch gewisse Regeln gilt es unbedingt einzuhalten: Die Videos sollen meistens zwischen einer und zwei Minuten lang sein, die genauen Anforderungen erfährst du jeweils auf den Websites. Wichtig ist, sich an die Bedingungen zu halten. Es gehört zum Alltag eines Journalisten dazu, sich strikt an Längenvorgaben zu halten. Du kannst also nicht einfach auf eigene Faust beschließen, das Video 30 Sekunden länger zu machen. Das ist ein Ausschlusskriterium und ein zu langes Video also oft gar nicht erst angeschaut, sondern automatisch aussortiert. Das Gleiche gilt übrigens für die Texte, die du einreichst.


Hier könnt ihr euch mein Bewerbungsvideo aus dem Jahr 2018 anschauen:


Auswahlverfahren - Die Bewerbungs-Reportage

Bei vielen Auswahlverfahren wird ein journalistischer Text verlangt. Oft handelt es sich dabei um eine Reportage zu einem bestimmten Thema. Bei der DJS konnte ich damals zwischen drei Themen wählen und ich entschied mich für etwas wie „Heimat“, wenn ich mich richtig erinnere. Damals habe ich mir mehrere Tage Zeit genommen, darüber nachzudenken, was ich schreiben könnte und auch mit Bekannten gebrainstormt. Ich würde dir raten, nicht das Erstbeste zu schreiben, das dir in den Sinn kommt, sondern ruhig etwas länger darüber nachzudenken. Letztendlich schrieb ich über eine Kommilitonin, die aus der Ukraine nach Deutschland gezogen war. Wir liefen gemeinsam über den Weihnachtsmarkt und sie erzählte mir dabei über ihr Heimweh aber auch darüber, wie es ihr gelungen ist, in Mannheim eine neue Heimat zu finden. Im Text versuchte ich, die wichtigsten Elemente einer klassischen Reportage einzubauen und Szenen, sowie Zitate einfließen zu lassen.

Auch bei der RTL Journalistenschule standen mehrere Themen zur Auswahl. In dem Fall war es so, dass RTL die Überschrift vorgab und man selbst die Geschichte dazu schrieb. Ich entschied mich für die Überschrift „Das war viel Arbeit.“ Ihr merkt, die Themen sind bewusst offengehalten und man hat wahnsinnig viele Möglichkeiten, etwas dazu zu schreiben. Für die RTL-Reportage traf ich eine ehemalige Bulimie-Kranke und kochte mit ihr. Ich erzählte von ihrem Weg zurück zur gesunden Essweise und endete damit, dass sie grinsend ihr Abendessen aß. Für sie war es viel Arbeit, Essen wieder genießen zu können.


Redigieren ist erlaubt und wichtig

Nach dem Schreiben habe ich die Texte an erfahrene Journalisten gesendet, die ich zuvor bei Praktika oder meinen Nebenjobs kennengelernt hatte. Sie waren so nett und gaben mir Tipps und Verbesserungsvorschläge. Dagegen ist nichts einzuwenden! Sich die Reportage aber komplett von einem Ghostwriter anfertigen zu lassen, ist Unsinn. Denn erstens ist es natürlich streng verboten und zweitens würde das spätestens beim Aufnahmetest sowieso auffallen, denn da musst du in der Regel noch einen Text schreiben und dabei wird dann ziemlich schnell klar, ob man das Schreiben tatsächlich beherrscht.

So! Und das waren auch schon die wichtigsten Dinge, die es bei der Bewerbung zum Volontariat zu beachten gilt. Sobald du deine Unterlagen und die geforderten Dateien versendet hast, kommt der für mich schlimmste Part: WARTEN. Und dann erfolgt hoffentlich die Einladung zu den berühmtberüchtigten Aufnahmetests. Was ihr dabei beachten solltet, habe ich euch in einem weiteren Text zusammengefasst. Nun hoffe ich aber erstmal, euch mit diesem Text einige Tipps zur Bewerbung gegeben zu haben. Sollten hierzu noch Fragen offengeblieben sein, meldet euch sehr gerne bei mir. Ich freue mich und drücke allen Zukunftsjournalisten fest die Daumen!

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